Zeitungsartikel
Am Anfang war die Hühnerfarm am Kirchweg. Diese sei von ihrem Grossvater Carl Wolff nach dem Ersten Weltkrieg gegründet worden, wie die Enkelin Christine in der Projektpräsentation schreibt. Zur Farm gehörten zudem ein Bauerngarten und viele Obstbäume. Bis ins Jahr 1990 widmete sich die Familie Wolff der Eierproduktion. Danach wurden die Ställe vermietet und das Landwirtschaftsland von einem Bauern bewirtschaftet. So die Vergangenheit.
Naturverbundenes Leben
Für die Zukunft haben Christine Wolff und ihre Familie Grosses vor. Wo einst die Hühnerställe standen, soll bis ins Jahr 2024 die neue Überbauung «Wolfgarten» entstehen. «Aber keine im herkömmlichen Sinne», wie sie betont. Vielmehr solle eine eigenständige, lebendige, fortschrittliche und naturnahe Siedlung mit starker Identität und einzigartiger Atmosphäre entstehen. Ein neuer Lebensraum für rund 140 Menschen aus allen Lebensphasen. Die zweifache Mutter wünscht sich Bewohner, die naturverbunden leben möchten, denen die Nachhaltigkeit wichtig ist und die im Umfeld einer aktiven Nachbarschaft leben möchten. Ganz konkret werden auch Interessenten mit Kindern angesprochen, «welche sich im Wohnumfeld unbeschwert bewegen möchten.» Für die Projektinitiantin sind das nicht nur leere Worthülsen. «Ich hatte eine wunderschöne Kindheit auf dem Hof meiner Eltern in Volketswil. Die Idee ist, dass auch andere Kinder so aufwachsen können, wie ich es vor Jahren konnte.»
Landschaft als grosser Garten
Wie die Siedlung einst aussehen soll, steht in groben Zügen bereits fest. Sechs Planungsteams hatten bis Ende September des vergangenen Jahres Zeit, im Rahmen eines Wettbewerbs Projektvorschläge zu erarbeiten. Ende Oktober bewertete ein Beurteilungsgremium, bestehend aus sieben Sach- und Fachexperten, im «Third Place» an der Hölzliwiesenstrasse die eingereichten Studien. Das Siegerprojekt von Edelaar Mosayebi Inderbitzin – kurz EMI Architekten aus Zürich – «überzeugte durch die Idee, den Siedlungsrand zu fassen und die Landschaft zum ‹grossen Garten› der Hausgemeinschaft zu machen», wie es in der Würdigung der Jury heisst. Das Projekt könne man auch unter der Bezeichnung «Urban Gardening» einordnen, wie die Initiantin auf Anfrage ergänzt. Es solle Menschen ansprechen, die eine städtische Infrastruktur suchten, selber aber nicht mehr in einer Stadt leben möchten. Volketswil biete die idealen Voraussetzungen dazu.
Gemeinschaftlich statt allein
Die Verfasser schlagen fünf Baukörper mit 1,5- bis 5,5-Zimmer-Wohneinheiten vor. Hinzu kommen sollen noch ein Coworking-Space, oder ein Hofladen und ein Gemeinschaftsraum. Wolff fügt an: «Das Gemeinschaftliche, dass sich die Bewohner untereinander austauschen, soll einen hohen Stellenwert haben.» Der Startschuss für das Vorprojekt mit der Kostenevaluation wird im März erfolgen. Gemäss Zeitplan soll das Baugesuch Ende dieses Jahres eingereicht werden. Wenn alles nach Plan läuft, dürfte im Herbst 2022 der Spatenstich erfolgen. Die Bauzeit ist mit knapp zwei Jahren veranschlagt.
Biologische Anbaumethoden
Schon im Sommer dieses Jahres wird das zur Konzeptidee gehörende Landwirtschaftsprojekt in Angriff genommen. Die erste Arbeit: das Setzen von rund 50 Hochstamm-Obstbäumen. Aus der heutigen Wiesenfläche sollen eine Streuwiese, eine extensive Blumenwiese sowie eine Ackerfläche entstehen, die unter Demeter-Kriterien von der einheimischen Imhofbio bewirtschaftet werden. Demeter ist die erste biologische Anbaumethode, welche 1924 von Rudolf Steiner geschaffen wurde und den Einklang von Mensch, Tier, Pflanze und Boden zum Ziel hat. «Die Idee sei, mit dem Landwirtschaftsprojekt die Natur «erlebbar» zu machen, Wissenswertes zum Thema Biodiversität den Volketswilern näher zu bringen und mit interessierten örtlichen Organisation zusammenzuarbeiten.»
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